Chemie als Nebenfach im Physik-Vordiplom
Prüfer: PD Dr. Karaghiosoff
Prüfungsbeisitzer: Herr Neumann
Datum: 2004-09-06
Das folgende Protokoll habe ich nach der Prüfung nach meiner Erinnerung geschrieben. Alle Angaben ohne Gewähr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Was ist eine Redoxreaktion?
Eine gekoppelte Reduktion und Oxidation, also
bei der einen Teilreaktion wird die Oxidationszahl erniedrigt, und
bei der anderen erhöht. Oxidation und Reduktion müssen
immer gekoppelt sein, weil Reduktion bedeutet Elektronenaufnahme
und Oxidation bedeutet Elektronenabgabe und ein Elektron kann nur
aufgenommen werden, wenn es irgendwo anders abgegeben wird...
Nennen Sie ein Beispiel!
Cu2+ + 2e- →
Cu (Reduktion)
Zn → Zn2+ + 2e-
(Oxidation)
-------------------------------------------
Cu2+ + Zn → Cu +
Zn2+
Wie erkennt man, dass diese
Reaktion freiwillig abläuft?
Man sieht in der Spannungsreihe dass Zn weiter
oben steht und Zn also unedler als Cu ist.
Wie erhält man die Spannungsreihe?
Man misst die Spannung in einem Galvanischen Element, wo auf einer Seite z.B. eine Zn-Halbzelle und auf der anderen Seite eine Wasserstoff-Standard-Elektrode ist. Das Potential der Standard-Wasserstoff-Elektrode wurde willkürlich gleich Null gesetzt.
Wie ist die
Wasserstoff-Standard-Elektrode aufgebaut?
Man hat
platiniertes Platin, das wird von H2 mit einem Druck von
1 atm = 1013 hPa umströhmt und ist in Wasser mit einer
H3O+ Konzentration - oder genauer genommen
H3O+ Aktivität - von 1 Mol/Liter.
(Eigentlich könnte man auch noch
die Standardtemperatur erwähnen)
Warum ist das Platin nochmals
platiniert?
Damit die Oberfläche größer
wird.
Was würde bei kleiner
Oberfläche passieren, wenn sich am Platin H2
bildet?
Es würde eine Überspannung
entstehen.
Wie funktioniert denn der Bleiakku?
Plus-Pol:
PbO2 + SO42- + 2 e- + 4
H+ → PbSO4 + 2 H2O
Minus-Pol: Pb + SO42-
→ PbSO4 +2 e-
----------------------------------------------------------
Gesamt: PbO2 + Pb + 2
H2SO4 → 2 PbSO4 +
2e-
Also wird beim Entladen Schwefelsäure
verbraucht, und man kann daher wenn man die Dichte der
Flüssigkeit bestimmt erkennen, ob die Batterie geladen
ist.
Beim Aufladen laufen obige Reaktionen
entsprechend von rechts nach links ab.
Welche Art von Reaktion ist
das Entladen des Bleiakkus?
Eine Komproportionierung, weil links hat das
Blei die Oxidationszahl +4 in PbO2 und 0 in Pb, aber
rechts hat es als PbSO4 immer +2.
Kennen sie ein Beispiel
für eine Disproportionierung?
Das Aufladen des Bleiakkus.
Vielleicht noch ein anderes
Beispiel?
3 HNO2 →
HNO3 + 2 NO + H2O
Wo spielt diese Reaktion eine
Rolle?
Bei der Herstellung von Salpetersäure
(HNO3).
Was ist bei der
Salpetersäure-Herstellung der Ausgangsstoff?
NO. Das kann man aber nicht aus den Elementen
herstellen, weil die Reaktion
N2 +
O2 → 2 NO ist
endotherm. Man müsste also auf große Temperaturen
hochheizen, aber dann zerfällt das NO gleich wieder, weil man
es nicht schnell genug aus der heißen Zone bringt. Deshalb
macht man es heute nach der Reaktion
2 NH3 +
5/2 O2 → 2 NO + 3
H2O.
Warum läuft diese Reaktion ab?
Weil sie exotherm ist, weil Wasser energetisch sehr günstig ist.
Und wie stellt man das
NH3 her?
Nach dem Haber-Bosch-Verfahren aus den
Elementen:
N2 + 3
H2 → 2 NH3
ΔH<0
Eigentlich liegt bei niedrigen Temperaturen
das Gleichgewicht auf der rechten Seite, weil die Reaktion exotherm
ist. Damit die Reaktion aber schnell genug abläuft müsste
man die Temperatur erhöhen, aber dann liegt das Gleichgewicht
auf der linken Seite. Daher arbeitet man bei mäßig
erhöhten Temperaturen und nimmt Eisen-Katalysatoren, weil
diese die N-N Bindung beim N2 aufheben. Man arbeitet
zusätzlich bei hohem Druck von ein paar hundert bar, weil nach
dem Le Chatelierschen Prinzip des kleinsten Zwangs wird dann die
rechte Seite begünstigt (4 Teilchen links, aber nur 2 rechts).
Es gibt aber Probleme weil der H2 diffundiert durch die
Stahl-Behälter, in denen die Reaktion stattfindet und reagiert
mit dem Kohlenstoff der im Stahl enthalten ist und schwächt
dadurch den Behälter, so dass er wegen dem hohen Druck platzt.
Deshalb muss der Druck-Behälter aus einer speziellen Legierung
bestehen, oder man wickelt Stahlbänder um ihn, oder man macht
Löcher in die äußerste Schicht, sodass der
H2 nicht durch die äußerste Schicht
diffundieren muss...
Was heißt eigentlich isoster?
Das heißt gleiche Summe der Kernladungen
und isoelektronisch, also gleiche Anzahl und Anordnung der Atome
und auch gleiche Anzahl und Anordnung der Elektronen.
Was gibt es da für
Beispiele?
N2 ist isoster zu CO.
N2O ist isoster zu
CO2.
Kohlenstoff (Graphit) ist isoster zu BN.
Wie ist denn BN verglichen mit
Graphit.
Beide male gibt es Schichten aus
Sechserringen, aber bei BN sind die π-Bindungen weniger gut
delokalisiert, deshalb leitet es nicht und ist weiß. Bei
Graphit liegt immer ein C-Atom in der Mitte der Sechserringes der
darunterliegenden Schicht, bei BN liegen B und N übereinander.
Bei hohem Druck gibt es aber auch eine diamantartige Struktur von
BN.
Warum hat Si nur die
Diamandstruktur?
Si geht als Element der 3. Periode ungern
Doppelbindungen ein, weil die p-Orbitale schlechter
überlappen. Deshalb gibt es bei Si nur die Diamantstruktur,
die dem Zinkblende-Gitter entspricht, wenn in allen Positionen nur
Si-Atome sind. Kohlenstoff kann aber als Diamant und Graphit
vorkommen.
Es gibt aber noch eine weitere
Kohlenstoff-Struktur.
Fullerene, also Fußball-artige
Moleküle wie C60, C70,... .
Wie würde man denn Si
dazu bringen, eine Doppelbindung einzugehen?
Ich würde SiO2 verdampfen und
hoffen, dass in der gasförmigen Phase
SiO2-Moleküle vorkommen oder so große
Liganden an das Si anlagern, dass nicht genug von ihnen Platz haben
und Si also Doppelbindungen eingehen muss.
Angenommen, man hätte dieses Molekül:
Was wird passieren?
Vielleicht zerfällt es in die Elemente?
(geratene, falsche Antwort)
Nein. Welche andere
Möglichkeit gibt es?
Es können sich mehrere derartige
Moleküle zu so etwas wie einem Ring
zusammenschließen.
Ich hab es zwar in der Prüfung
nicht gezeichnet, aber ich glaube es sieht ungefähr so
aus:
>Wie verhindert man das?
Das Zusammenschließen ist bestimmt
exotherm. Also würde ich die Temperatur erhöhen. Ich
nehme an, dass ein Gleichgewicht zwischen den einzelnen und
zusammengeschlossenen H4Si2 besteht. Also
würde man durch senken der Konzentration/Verdünnen die
Seite der einzelnen H4SiO2 begünstigen,
weil sich die stark verdünnten H4Si2
nicht mehr so leicht "finden". (Lässt sich auch mit
Massenwirkungsgesetz begründen.)
Das geht aber auch nicht. Was
könnte man denn statt den H Atomen in dem Molekül
nehmen?
F oder irgendwas anderes einbindiges.
Was könnte man denn noch
nehmen, damit sich keine Si-Ringe bilden
können?
Irgendwelche größeren Teile statt
H, so dass diese durch ihre Größe das Si abschirmen.
Wie liegen die Metalle
elementar vor?
In
Kugelpackungen. Da gibt es z.B. die Innenzentrierte Kugelpackung ,
z.B. bei Alkalimetallen. Diese ist keine dichteste Kugelpackung,
also lassen sich die Alkalimetalle leicht schneiden. Dann gibt noch
die hexagonal-dichteste-Kugelpackung mit Schichtenfolge ABAB. Es
gibt auch noch die kubisch-dichteste-Kugelpackung, die das gleiche
wie die kubisch-flächenzentrierte Kugelbackung ist. Bei dieser
gibt es viele "Gleitebenen" und daher sind Metalle in der
kubisch-dichtesten-Kugelpackung leicht verformbar. Die
Raumausnutzung bei dichtesten Kugelpackungen ist 74%.
Welche AB2
Kristall-Strukturen basieren auf der
kubisch-dichtesten-Kugelpackung?
Kristoballit, also SiO2, wo man
eine kubisch-dichteste-Kugelpackung aus Si hat und in jeder zweite
Tetraederlücke einen SiO4 Tetraeder ist.
Es gibt auch Flurit, also CaF2.
Hier hat man eine kubisch-dichteste-Kugelpackung auf
Ca2+ und in jeder Tetraederlücke ein
F-.
Es gibt noch ein bekanntes
anderes AB2 Gitter.
Ja, den Rutil-Typ, also TiO2, wobei
jedes O in Form von einem leicht verzerrten gleichseitigen Dreieck
von 3 Ti und jedes Ti in Form von einem leicht verzerrten Oktaeder
von 6 O umgeben ist.
Und weil ich vorher schon die
kubisch-innenzentrierte Elementarzelle gezeichnet hatte, hab ich
diese noch zur Rutil-Elementarzelle weitergezeichnet.
Wofür verwendet man TiO2?
Als Schleifmittel oder als Aufgangsstoff zur
Ti Darstellung. (geratene, falsche Antwort)
Nein, aber schauen sie mal an
die weiße Wand!
Als Wandfarbe?
Ja, genau.
Welche
Edelgas-Halogen-Verbindungen kennen Sie?
Also eigentlich will ein Edelgas gar keine
Bindungen eingehen, weil es schon ein Oktett hat. Man muss also
erst Elektronen auf ein höheres Energieniveau anheben. Das
geht besser, bei weit vom Kern entfernten Schalen, also z.B. bei
Xe. Es gibt z.B. XeF2, XeF4 und
XeF6...
Warum gibt es eigentlich kein
XeF5?
Weil wenn man ein Elektron anhebt erhält
man 2 ungepaarte Elektronen (das Elektron selbst und dasjenige, mit
dem es zuerst gepaart war), daher kommt hier immer eine gerade
Anzahl von F Atomen vor.
Wie ist XeF4
aufgebaut?
XeF4 ist also planar, weil man hat
eine "quadratisch-Bipyramidale Struktur"...
Dafür gibt es aber einen
anderen Namen!
Oktaedrisch! Und die Eckpositionen sind
prinzipiell alle gleichwertig, aber die ungepaarten Elektronenpaare
brauchen besonders viel Platz und sind daher an entgegengesetzten
Ecken.
Wie nennt man dieses Modell,
mit dem Sie hier argumentieren?
VSEPR für "Valence Shell Electron Pair
Repulsion", also Valenz-Elektronenpaar-Abstoßungs-Modell.
Und wie würde man
XeF5- herstellen?
Aus Xe und F2 stellt man
XeF2 her. Daraus stellt man mit F2 dann
XeF4 her. Das XeF4 reagiert mit einem
F- Ion zu XeF5-.
Und wie nähert sich das
F- wohl dem XeF4?
Von der Seite, weil F- negativ
geladen ist, und von den freien Elektronenpaaren des XeF4
würde es besonders stark abgestoßen werden. (Cornelius, der ein paar Stunden vor
mir geprüft wurde, hatte mir bereits von dieser Frage
erzählt.)
Welche Form hat das
XeF5-?
Planar, wobei die freien Elektronenpaare nach
oben und untern rausstehen.
Und wie ist wohl
XeF6 aufgebaut?
Oktaedrisch. Das freie Elektronenpaar vom
Xenon wird nicht hybridisiert und bleibt als
s-Orbital vom Xenon erhalten. Daher spielt es für die räumliche Anordnung eigentlich keine Rolle. (Auch diese Antwort wusste ich von Cornelius, denn er hatte nach seiner Prüfung noch aus Interesse Dr. Karaghiosoff nach dem Aufbau von XeF6 gefragt. Vielleicht war das auch eine Art "Fangfrage" und Dr. Karaghiosoff hat spätestens jetzt erkannt, dass ich mit Cornelius uber seine Prüfung geredet habe.)
Jetzt eine letzte Frage: Was
ist die Säure-Base-Definition nach Lewis?
Säure ist ein Elektronenpaar-Akzeptor und
Base ein Elektronenpaar-Donator, also ist diese Definition nicht an
die H+ Ionen gebunden und somit allgemeiner. Als
Beispiel nannte ich die Reaktion von BF3 mit
NH3.
Was wäre denn
isoelektronisch zu BF3?
Bei BF3 gibt es verschiedene
mesomere Grenzformeln. Isoelektronisch ist
CO32- und NO3-.
Allgemeine Bemerkungen:
Die Prüfung hat insgesamt ca. 25 min gedauert.
Gelernt hatte ich hauptsächlich nach dem Skript, den Übungsblättern, und dem gelben Riedel (einzelne Kapitel aber auch nach dem großen schwarzen Riedel).
Ein Großteil der Fragen kam mir schon aus anderen Prüfungsprotokollen bekannt vor.
Viele Grüße
Hartmut
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