Prüfer: Dr. Nickel und Prof. Schmahl
Datum: 9. Oktober 2006
Prüfungsdauer: ca. 50 min
Prüfungsstoff waren die Vorlesungen Materialwissenschaften
I und II (WiSe 2005/2006 und SoSe 2006) sowie das
Materialwissenschaften-Praktikum.
Prof. Schmahl hat bei der
Anmeldung zur Prüfung bereits gesagt, dass jeder der
Prüfer hauptsächlich die von ihm selbst gehaltenen Teile
der Vorlesung prüfen wird, und vom Praktikum nur die Versuche,
die ich wirklich gemacht habe Prüfungsstoff sind.
Prüfungsprotokolle zu Materialwissenschaften gibt es übrigens sowohl bei der Physik- Fachschaft (GAF) als auch bei der Chemie-Fachschaft.
Gelernt hab ich hauptsächlich nach dem Skript,
dem Buch
Askeland, Phulé: The Science and Engineering of Materials,
fifth edition, Thomson, ISBN 0-534-55396-6, das Prof. Schmahl in
der Vorlesung empfohlen hat,
sowie einzelne Teile aus Kittel:
Einführung in die Festkörperphysik.
Ich hab angefangen vom Versuch Pulverdiffraktometrie den Teil
zur Identifizierung unbekannter Substanzen zu erklären: Probe
mit Silizium vermischen und mörsern, Monochromator selektiert
Röntgenstrahlen mit ca. 0,7 Å, als Ergebnis erhält
man Diagramm Intensität gegen 2θ, Siliziumpeaks dienen
nur um die richtige Kalibrierung der Anlage zu überprüfen
und werden im Folgenden ignoriert. Durch Eintippen der
höchsten Peaks in ein Programm kann man (wenn
Röntgenstrahlen-Wellenlänge bekannt ist) angezeigt
bekommen, um welche Substanz es sich handelt. Prof. Schmahl hat
noch Wert darauf gelegt, dass man eigentlich die d Werte
(Gitterabstände) verwendet, aber sich diese aus den 2θ
Werten berechnen lassen, wenn man die Wellenlänge kennt.
Als
nächstes ging es dann um Bleititanat und Bariumtitanat, weil
die auch im Versuch verwendet wurden, und welche Eigenschaften die
haben und wie sie aufgebaut sind, also kubisch bei hohen
Temperaturen, tetragonal bei tiefen. Durch die Verformung der
Elementarzelle ist es ferroelastisch, und durch die Auslenkung der
Ti und O Atome Piezoelektrisch, also geht Piezoeffekt und
Elektrostrinktion.
PZT. Damit man die Piezoeigenschaften nutzen kann, müssen natürlich entweder alle Elementarzellen gleich ausgerichtet sein, oder die Domänen müssen zumindest eine Vorzugsrichtung haben.
Ich hab gemeint, Ti und O werden in die gleiche Richtung
ausgelenkt, wie es der Betreuer im Praktikum erklärt hat.
Dieses Ergebnis kam auch meistens bei unserer
Versuchsdurchführung vor, allerdings einmal haben wir auch das
Ergebnis bekommen, dass O und Ti in entgegengesetzte Richtungen
ausgelenkt werden.
Prof. Schmahl hat gemeint, dass die O und Ti
Atome eigentlich in verschiedene Richtungen ausgelenkt werden, weil
sich dann ein besonders gutes Dipolmoment ergibt, war sich aber
auch nicht sicher.
Erst einmal durch die Ungenauigkeiten, die immer auftreten wie
einfallende Röntgenstrahlen haben nicht exakt die gleiche
Wellenlänge und Richtung, das Messrohr vom Detektor hat
endliche Größe u.s.w. .
Interessanter ist aber, dass es
auch von der Probe abhängt, also Fehler, Korngrenzen,
verzerrte Gitterstruktur an den Grenzen zwischen den
ferroelastischen Domänen bei Bleititanat und Größe
der Pulverkörner weil an der Oberfläche immer
Abweichungen vom idealen Kristallgitter sind.
Ist darauf rausgelaufen, dass wenn nur wenige Atome im Korn sind diese überhaupt kein scharfes Streumuster ergeben können, genauso wie Laser und Gitter oder Vielfachspalt nur dann ein scharfes Muster ergeben, wenn viele Spalten oder Gitterstriche beteiligt sind.
Erstmal natürlich wie viel der jeweiligen Substanz die ihn
erzeugt in der Probe ist.
Zusätzlich auch der Strukturfaktor,
wobei der gesamte Strukturfaktor sich aus Gitterfaktor und
Strukturfaktor der Basis zusammensetzt. Der Strukturfaktor der
Basis kann auch wieder analog aus den einzelnen Atom-Formfaktoren
berechnet werden. Strukturfaktor ist so was wie
.
Intensität ist proportional zum Quadrat des Strukturfaktors (Prof. Schmahl hat dazugesagt, das sieht man dadurch, dass der Strukturfaktor komplex ist, aber die Intensität real sein muss.)
Bei Neutronen ist er deshalb konstant, weil die am ungefähr
punktförmigen Kern streuen.
Bei Röntgenstraglen nimmt er ab.
Neutronen haben magnetisches Moment und "sehen" daher die Magnetisierung. Sobald Ferromagnetismus auftritt wird daher die Elementarzelle gewissermaßen größer, was zu zusätzlichen Peaks im Pulverdiagramm führt. Bei Erhitzung verschwindet der Ferromagnetismus und damit verschwinden auch diese zusätzlichen Peaks.
Ist drauf rausgelaufen, dass er dann so wie der für Röntgenstrahlen abnimmt, weil die Magnetisierung der Probe wird nicht durch die Atomkerne, sondern durch die Elektronen verursacht. Bei Neutronenstreuung gibt es also Wechselwirkung mit Kernen und Elektronen aber für die Magnetisierungsmessung ist die mit den Elektronen das entscheidende (also ähnlich wie bei Röntgenstrahlung, die auch mit den Elektronen wechselwirkt).
Stahl ist im wesentlichen Eisen mit Kohlenstoff.
Ich das
Phasendiagramm (Gewichtsprozent C von 0 bis 6,67 nach rechts,
Temperatur nach oben) mit α-Fe, γ-Fe, δ-Fe, Fe3C
u.s.w. hingezeichnet, dazu die wichtigen Prozentwerte, also ca.
0,02%, 0,77%, 2,1% (das ist auch ungefähr die Grenze zwischen
Stahl Gusseisen), 4%, 6,67% und den eutektischen und eutektoiden
Punkt gezeigt und die Struktur bcc bei α sowie δ und
fcc bei γ genannt.
Man will Stahl mit duktiler Matrix, also
geht man von hypoeutektoidem γ-Fe aus, beim Abkühlen
bildet sich an den Korngrenzen die Matrix aus duktilem α-Fe,
bei weiterem Abkühlen bildet sich aus dem übrig
gebliebenen γ-Fe das feste Pearlit.
Pearlit ist lamellar, bei
schnellerem Abkühlen werden die Schichten immer dünner
(wegen weniger Diffusion) was gut für Festigkeit ist.
Irgendwann würden die Schichten so dünn werden, dass es
wegen Oberflächenenergie ungünstig wäre, daher
bildet sich dann (nadelförmiger) Bainit, durch Erhitzen kann
man diese Nadeln wieder zu kugelförmig umwandeln, was sinnvoll
ist, weil sich an Nadelspitzen sonst leicht Risse bilden.
Bei noch
schnellerem Abkühlen bildet sich diffusionslos Martensit.
Tetragonal innenzentriert mit C Atomen in Oktaederlücken.
(Prof. Schmahl hat eigentlich nur das tetragonal gewollt.)
Elektronenmikroskopie.
Mit der normalen Elektronenmikroskopie, die gibt bessere
Auflösung als Rasterelektronenmikroskopie, dafür gibt
Rasterelektronenmikroskopie aber schönere Bilder.
Zum Schluss
wollte Prof. Schmahl noch auf ein paar allgemeine Sachen im
Zusammenhang mit Elektronenmikroskopie raus, insbesondere
Transmissionselektronenmikroskopie an dünnen Schichten.
Es gibt Rasterkraftmikroskop, Nachfeldmikroskop und
Rastertunnelmikroskop. Probe wird abgerastert (immer in gleicher
Richtung gegen Hysterese). Bei Rastertunnelmikroskopie kann man
konstante Höhe oder konstanten Strom wählen...
Tunnelstrom nimmt exponentiell ab, daher hat man auch keine zu
hohen Anforderungen an die Spitze, weil sowieso nur das vorderste
Atom eine Rolle spielt.
Die Bewegung wird durch Piezos gemacht.
Es gibt prinzipiell beides. Ich hab gemeint im entsprechenden
Praktikumsversuch wurde die Probe bewegt.
Prof. Schmahl meinte es
war eher die Sonde, war sich aber auch nicht sicher, weil er nicht
wusste, an welchem Gerät wir den Versuch gemacht haben.
Weil sich die Elektronen quantenmechanisch durch den klassisch verbotenen Bereich zwischen Sonde und Probe durchtunneln.
Valenzelektronen.
Man stellt sich die Elektronen als harmonische Oszillatoren (an
den Kern gebunden) vor.
Dann ergibt sich die Gleichung
Daraus kann man
und damit
berechnen und man weiß dass die Summe der
Elektrischen Felder, die von allen getriebenen Dipolen erzeugt ist
eine bestimmte Konstante mal Dichte der Dipole mal
ist.
Wenn man
jetzt annimmt, dass eine elektromagnetische Welle durch eine
dünne Platte mit Brechungsindex n geht kriegt man etwas wie
Enacher =
Esource·exp(i·n·kleine_Zahl) ≈
Esource + i·n·kleine_Zahl·Esource
wobei der Ausdruck
i·n·kleine_Zahl·Esource
gleich der oben berechneten Summe der
Elektrischen Felder, die von allen getriebenen Dipolen erzeugt
wird, ist. Das könnte man dann nach n auflösen. (Dr.
Nickel wollte also den Rechenweg und Ansatz aber nicht die genaue
Rechnung).
Ich hab noch erwähnt, dass man den Brechungsindex
auch über Maxwell-Gleichungen herleiten könnte, aber die
entsprechende Rechnung wollte Dr. Nickel nicht.
Ich gesagt, dass es im Prinzip das Gleiche ist wie beim
Bragg-Reflektor, Elektronen können maximale (günstig)
oder minimale (ungünstig) Aufenthaltswahrscheinlichkeit bei
den Kernen haben. Dispersionsrelation für Bragg-Reflektor
hingezeichnet und erklärt:
Man kann jetzt alles in die 1.
Brillion-Zone zurück-klappen.
Bei Elektronen sieht es
ähnlich aus, aber unten parabelförmig. Das Band wird von
unten her mit Elektronen gefüllt, und je nachdem wie weit es
gefüllt ist und wie groß die Bandlücke ist hat man
Metall/Halbleiter/Isolator.
Ich hatte vorgeschlagen genauso wie bei n=1, weil
Röntgenstraglung (laut der Optik- Vorlesung) eigendlich nicht
gebrochen wird, weshalb es auch keine Linsen für
Röntgenstrahlung gibt...
Dr. Nickel hat dazu gesagt, dass das
nicht ganz stimmt, weil mittlerweile wurden Linsen für
Röntgenstrahlung entdeckt.
Ich hab das Bild, wie es im Skript war (Realteil von n2;
gegen Frequenz gezeichnet):
Dr. Nickel hat hier Wert drauf gelegt,
dass es sich bei hohen Frequenzen (also bei Röntgenstrahlen)
asymptotisch der 1 nähert. Das kann man dadurch erklären,
dass bei hohen Frequenzen die Elektronen wegen ihrer Trägheit
kaum mitschwingen können.
Ich hab vorgeschlagen man sollte die stehende Röntgenstrahlenwelle als Gitter für die Streuung von anderen Teichen verwenden, weil in Experimentalphysik wurde soweit ich mich erinnere mal so etwas ähnliches kurz erwähnt. Dr. Nickel meinte das ginge, es ginge aber auch Lumineszens an Atomen auszunützen, die dann besonders stark ist, wenn gerade viele Röntgenstrahlen am Atom sind.
Das sind also die Fragen und Antworten soweit ich mich noch daran erinnern kann.
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